Die Villa

In Deutschland leiden etwa 40.000 Kinder und Jugendliche an entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Seit 1993 unterstützt Sternstunden entsprechende Projekte. In der Kinder-Rheumaklinik in Garmisch-Partenkirchen werden jährlich rund 2.500 Kinder und Jugendliche mit frühkindlichem Rheuma und chronischen Schmerzerkrankungen behandelt. Sie kommen aus ganz Deutschland und bleiben mindestens elf Tage, manchmal einige Wochen, oft viele Male hintereinander.

Projekt Steckbrief

ProjektdurchführungDeutsche Rheuma-Liga Landesverband Bayern e.V.

Fürstenrieder Str. 90/I.
80686 München

Aktionsjahr1998
OrtGarmisch-Partenkirchen
Fördersumme33.233,97 €

Die Villa - das ist ein gemütliches Haus mit viel Holz, mit insgesamt 15 Betten, einer großen Wohnküche, mit Aufenthaltsräumen, Spielecken, Hobbykeller zum Billard oder Flipperspielen und einem großen Garten. Hier gibt es Platz für Angehörige von rheumakranken Kindern, die in der nahe gelegenen Klinik behandelt werden, vor allem für die Mütter, Väter und Geschwister, die sich Hotelzimmer in Garmisch nicht leisten können.
Die Villa ist Rückzugs- oder Begegnungsort und Anlaufstelle, auch für die Kinder, die vor allem am Wochenende oder abends eine Auszeit brauchen vom Klinikalltag. Sternstunden hat die Villa maßgeblich mitgefördert, weil die Präsenz der Eltern so wichtig ist für einen positiven Verlauf der Erkrankung. Wer chronische Schmerzen hat, dessen Alltag ist eingeschränkt, der kann nicht am Leben teilhaben wie andere. "Manchmal könnte man nur weinen, und dann wünscht man sich so, dass sein Kind gesund ist", für Julians Mutter Nadine ist die Villa eine Art zweites Zuhause geworden. "Wir Eltern hier fangen uns gegenseitig auf, weil immer mal jemand einen Tiefpunkt hat."
Je rechtzeitiger eine Behandlung beginnt und je ganzheitlicher und individueller auf ein betroffenes Kind eingegangen wird, umso größer sind die Chancen auf ein weitgehend normales Leben. In der Garmischer Kinder-Rheumaklinik steht ein fachübergreifendes Team aus Ärzten, Pflegekräften, Physio- und Ergotherapeuten, Pädagogen und Psychologen zur Verfügung.
Die Anwesenheit von Eltern ist mehr als liebevolle Nähe, sie ist notwendig, um aufzuklären, anzuleiten und einzubinden in die therapeutische Arbeit mit den Kindern, die daheim über Jahre täglich weitergeführt werden muss. Die kleinen Patienten müssen meist schwere Medikamente nehmen und täglich intensiv physiotherapeutisch arbeiten. "Ich hab hier langsam das Gefühl dafür bekommen, welches Gelenk gerade ganz besonders betroffen ist", so Nadine, "ich weiß jetzt viel eher, ob da gerade Wärme oder Kälte meinem Kind guttut, und wie wir mit den Medikamenten richtig umgehen." Eltern werden in Garmisch zu Kotherapeuten ausgebildet und zu Mutmachern, weil irgendwann die Motivation ihrer Kinder sinkt. In der Villa wird gespielt und geredet, gekocht und gelebt. "Ich bin immer am Wochenende hier", so Alexander, "das letzte Mal, als ich in der Klinik war, hatte ich einen Bettnachbarn, und der kommt mich jetzt besuchen. Und dann gehen wir in die Villa und kickern." "Im Krankenhaus sind oft die schlimmsten Stunden", so der 14-jährige Julian, der seit seinem 3. Lebensjahr an Rheuma leidet, "da hat man dann so einen richtigen Tiefpunkt. Die Villa bedeutet Spaß, das Tollste ist Billardspielen. Und wenn es mir gar nicht gutgeht, dann kocht mir meine Mama was ich besonders gern esse, dann fühl ich mich ein bisschen wie zu Hause."