Sissi Pöschl macht sich Gedanken über Licht und Schatten in Ecuador
Fast jeden Monat schreiben Projektträger zu einem bestimmten Stichwort. Im Juni macht sich Sissi Pöschl von der Gemeinnützigen Pöschl Stiftung Gedanken über Licht und Schatten in Ecuador.

Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Vor über 30 Jahren, während meine eigenen Kinder bereits auf dem Weg in die Unabhängigkeit waren, fand ich mich in Ecuador wieder – am anderen Ende der Welt. Begleitet von dem engagierten Salesianerpater Karl Oerder, über den die ersten Spenden und Kontakte nach Lateinamerika entstanden sind, begann für mich eine Reise, die mein Leben tiefgreifend verändern sollte.
Am Abend des 28. Februar 1995 betrat ich die Hospedería La Tola in Quito, Ecuador, und begegnete zum ersten Mal Padre Pio Baschirotto. Dieser charismatische Mensch mit einem unglaublich großen Herz sollte zu einer der wichtigsten Figuren meines Lebens und meines Vereins Ecuador Licht und Schatten werden. Er widmet sein Leben mit unermüdlicher Hingabe Menschen in Ecuador ganz im Geiste der Salesianer Don Boscos.
An diesem Abend wurden mir das Elend und die unvorstellbare Armut vor Augen geführt: Hunderte von Indigenas – vom kleinen Kind bis zum alten Greis – fanden in dieser einfachen Bleibe Schutz. Menschen, die ihre Wurzeln verloren hatten, die in der Großstadt nach einem Funken Hoffnung suchten. Es war ein Moment, der mein Herz tief berührte und mich für immer veränderte.

Von diesem Tag an prägten Padre Pio Baschirotto und die vielen weiteren Salesianerfreunde mein Denken und Handeln. Um helfen zu können gründete ich deshalb am 22. Mai 1995 den Verein Ecuador Licht und Schatten – eine Entscheidung, die mein Leben und das Leben vieler Menschen in Ecuador nachhaltig beeinflusst hat. Die tiefen, leuchtenden Augen der dankbaren Straßenkinder Ecuadors sind zu meiner Herzensaufgabe geworden.
In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich viel getan. Freundschaften sind gewachsen und der Verein, seit 2022 als Treuhandstiftung geführt, hat an vielen Orten Ecuadors Hoffnung geschenkt. Besonders zwei Projekte liegen mir am Herzen: Das Häuserbauprojekt im Elendsviertel Nigeria in Guayaquil, gemeinsam mit Padre Marco Paredes, und die Unterstützung unserer Partnerstiftung Fundación Don Bosco, die das Kinderzentrum Laura Vicuña und die Hausaufgabenbetreuung Casa Amigos betreibt, gegründet von Padre Pio Baschirotto in Quito.
Dank der Spenden vieler Menschen, vor allem aus Landshut, konnten im Viertel Nigeria in Guayaquil an der Küste Ecuadors seit dem Jahr 2006 fast 400 kleine Steinhäuschen gebaut werden. Diese einfachen Häuser haben das Leben der Menschen grundlegend verändert: Sie müssen nicht mehr auf dem kalten Boden unter Wellblech schlafen, die Kriminalität ist durch die verbesserten Lebensumstände deutlich gesunken. Die Kinder finden im Zentrum der Salesianer nach der Schule Schutz, Bildung und Hoffnung auf eine bessere Zukunft – in Würde und mit Zuversicht. Aber immer noch herrschen besonders an der Küste Ecuadors Kriminalität und Drogenbanden, unter Tränen berichten mir alleinerziehende Mütter, die selbst noch Kinder sind, dass sie bedroht werden, Schutzgeld bezahlen müssen und selbst die Gitterstäbe der kleinen Steinhäuschen ihnen keine Sicherheit geben. Aber jeder Mensch, der durch unsere Hilfe nur etwas ruhiger schlafen kann, ist die viele unermüdliche Arbeit der Vereinsmitglieder wert.

Die Zusammenarbeit mit Sternstunden ist für uns mehr als nur eine Partnerschaft und begann mit der Unterstützung der Lebensmittelversorgung in unserem Kindergarten Laura Vicuña in Quito, Ecuador, im Jahr 2014. Gegründet im März 2002 von Padre Pio mit Geldern aus der Schenkung von Aktien einer Rosenfarm, hat sich die Fundación Don Bosco über die Jahrzehnte von einem Flickwerk zur Nutzung als Gemeindezentrum, Laden, Medizinzentrum und Kindergarten zu einem Vorzeigeprojekt und der wichtigsten Säule des Vereins Ecuador Licht und Schatten entwickelt.
In diesem Kinderzentrum im Norden Quitos, das unsere Partner vor Ort mit viel Liebe betreuen, finden 100 Kinder aus den ärmsten Familien des Viertels Bellavista in Calderón Schutz, Geborgenheit und Hoffnung. Zusätzlich erhalten täglich auch etwa 50 ehemalige Kindergartenkinder Unterstützung bei den Hausaufgaben – ein Ort, an dem sie nicht nur lernen, sondern auch eine warme Mahlzeit bekommen, die ihre Eltern zuhause nicht leisten können.
In Chillogallo im Süden der Stadt, in der Hausaufgabenbetreuung Casa Amigos, die ebenfalls Teil der Stiftung ist, werden rund 75 Kinder und Jugendliche aus den ärmsten Verhältnissen schulisch und psychologisch begleitet. Hier spüren sie, dass sie nicht allein sind, und sie erfahren, dass Liebe und Fürsorge ihre stärksten Begleiter sind.

Als besonderen Höhepunkt der Stiftungs- und Vereinsarbeit und nach jahrelanger sorgfältiger Planung sowie intensiver Entwicklungsarbeit durften wir in diesem Jahr am 31. Januar, nach über einem Jahr Bauzeit, den neuen Kindergarten Laura Vicuña in Calderón bei Quito feierlich einweihen. Dieser bedeutende Meilenstein erfüllt uns mit großer Freude. Unser tiefster Dank gilt auch in diesem Zusammenhang Sternstunden für die großzügige Unterstützung, die dieses Projekt möglich gemacht hat. Die Einweihungsfeier war ein Fest der Freude, des Glaubens und der Gemeinschaft. Padre Pio, Padre Marco und Franziskanerbruder Edgar segneten das Zentrum mit viel Herz und Hingabe. Die Feier wurde untermalt von Marimbamusik einer afro-ecuadorianischen Gruppe, die eigens dafür aus Guayaquil, der Wirkungsstätte von Padre Marco Paredes, angereist war. Die Musiker und Tänzer begeisterten mit ihrer lebensfrohen Art und der Gottesdienst wurde zu einem Höhepunkt, bei dem alle mittanzten. Gemäß dem Motto: Wer in Ecuador war, muss getanzt haben.
Der Grundstein für weitere Jahrzehnte voller Hoffnung, Entwicklung und Träume ist gelegt. Gemeinsam mit Sternstunden bauen wir eine Zukunft, in der Kinder lachen, lernen und aufblühen können – voller Liebe und Zuversicht.

Meldung erstellt am: 12. Mai 2025