Gesundheitsvorsorge und psychosoziale Unterstützung für syrische Flüchtlingskinder im Libanon, Syrien, Jordanien

Seit mehr als zwei Jahren blickt die Welt bestürzt auf die Kriegsereignisse in Syrien. Über eine Million Menschen sind von den gewalttätigen Auseinandersetzungen betroffen, fast die Hälfte davon Kinder. Mehr und mehr Menschen fliehen deshalb in die angrenzenden Länder. Sternstunden unterstützt den Verein Ärzte der Welt, der in den Anrainerstaaten Jordanien und Libanon dafür sorgt, dass syrische Flüchtlingskinder medizinisch und psychosozial versorgt werden.

Projekt Steckbrief

ProjektdurchführungÄrzte der Welt e.V.

Landsbergerstraße 428
81241 München

Aktionsjahr2012
OrtLibanon
Fördersumme200.000,00 €

Seitdem die Kämpfe in Syrien im Juli 2012 eskalierten, wird ein drastischer Anstieg der Flüchtlingszahlen beobachtet. Insgesamt meldet das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) Anfang des Jahres 2013 mehr als 800.000 registrierte Flüchtlinge in den Nachbarländern. Rund 250.000 Flüchtlinge halten sich laut Angaben des UNHCR mittlerweile in Jordanien auf, allein 75.000 im Norden des Landes im Lager Za‘atri, das von der dortigen Regierung bereitgestellt wurde. Täglich kommen 1000 weitere Menschen hinzu. Besonders wichtig ist die medizinische Versorgung der Flüchtlingskinder, um die sich der Verein Ärzte der Welt mit Unterstützung von Sternstunden von Anfang an kümmert. Denn die Menschen leben auf engstem Raum zusammen, ansteckende Krankheiten breiten sich rasch aus, die klimatischen Verhältnisse sind besorgniserregend, es fehlt an warmer Kleidung, Heizung und Decken. Die Krankheiten der syrischen Flüchtlinge reichen von Wunden, die auf bewaffnete Konflikte zurückzuführen sind, über akute Atemwegserkrankungen und Durchfälle oder Erschöpfung und Dehydration bis zu psychischen Erkrankungen. Gerade die Jüngsten, die Kinder, sind am meisten gefährdet.

Interview mit Dr. Ababneh, Arzt im Flüchtlingslager Za'atri, im Norden Jordaniens

Unter welchen Bedingungen leben die Flüchtlinge?
Im Camp leben rund 75 000 Menschen, vor allem Kinder und Frauen, das entspricht einer Kleinstadt, aber die Infrastrukturen reichen bei weitem nicht aus. Es fehlen Schulen, Straßen, Essen, Kleidung, Decken oder auch Hygiene. Eine Toilette, eine Dusche muss für 150 bis 200 Menschen reichen, Wasser allerdings gibt es kaum, Jordanien ist ein wasserarmes Land.

Wie viele Patienten, speziell Kinder, kommen täglich zu Ihnen?
Anfangs besuchten täglich nicht mehr als 10 Patienten die Klinik, mittlerweile sind es ungefähr 150. Mehr als zwei Drittel der Patienten sind Kinder, 25 Prozent sind unter fünf Jahren alt.

Warum kommen die Kinder zu Ihnen in Behandlung?
Viele Kinder sind schwer traumatisiert, wie etwa der neunjährige Ali, der auf dem Weg nach Hause einen Mann ohne Kopf vor sich fand. Wenn solche Kinder zu Dir in Behandlung kommen versuchst Du alles um ihnen auch psychisch zu helfen. Oft haben die Kinder auch schwere Ekzeme, Infektionen, Durchfall und Atemwegserkrankungen, hervorgerufen durch die katastrophalen hygienischen Bedingungen und die von Sandstürmen durchwehte Steinwüste.

Wie konnte mit Unterstützung von Sternstunden geholfen werden?
Mit Hilfe von Sternstunden konnte Ärzte der Welt die Gesundheitsversorgung im Camp gut regeln und aufbauen. Wir sind hier die einzige Klinik, die ausreichend mit Medikamenten versorgt wird, mit Cremes etwa gegen die Ekzeme. Wir haben nur eine kleine Klinik, leisten aber enorm viel, wir bekommen alles was dringend nötig ist. Wir haben sogar eine Apotheke mit Salben, Verbandsmaterial, Infusionen und wichtigen Medikamenten. Wir sind gut eingerichtet mit Licht und Liegen und allem, was ein Arzt braucht.

Wir haben auch Medikamente und Ausrüstung gelagert. Bereits jetzt verteilen wir Medikamente und Hygiene-Kits an syrische Ärzteverbände. Diese schaffen es, bis Aleppo vorzudringen, um medizinische Hilfe zu leisten. Unsere eigenen Teams kommen bisher nur bis zur Grenze, aber sobald es möglich ist, werden wir auch direkt den Menschen im Land helfen.
Bettina Rademacher, Leiterin Projektverwaltung und Finanzierung bei Ärzte der Welt