Hilfsflüge für kranke und verletzte Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten

Wenn Tamari die Hand nach ihrer Schwester ausstreckt, liegt Tebrole nicht mehr neben ihr. Früher war das anders. 24 Stunden am Tag lagen die Mädchen dicht nebeneinander, kuschelten miteinander und wärmten sich gegenseitig. Tamari und Tebrole kamen im März 2015 als siamesische Zwillinge in Georgien auf die Welt, zusammengewachsen im unteren Brust- und Bauchbereich.

Projekt Steckbrief

ProjektdurchführungAktion Friedensdorf e.V.

Lanterstr. 21
46539 Dinslaken

Aktionsjahr2014
OrtAngola und Afghanistan
Fördersumme500.000,00 €
Ankunft der siamesischen Zwillinge am Düsseldorfer Flughafen © Aktion Friedensdorf e.V.

Dieses Phänomen kommt sehr selten bei eineiigen Mehrlingsgeburten vor. Die befruchtete Eizelle teilt sich in diesem Fall nicht vollständig, so dass die Babys zusammenwachsen. Damit siamesische Zwillinge getrennt werden können, muss jeder von ihnen alle lebensnotwendigen Organe besitzen. Bei Tamari und Tebrole war das der Fall. Allerdings teilten sie sich eine Leber. Die hat jedoch die Fähigkeit, sehr gut zu regenerieren, also nachzuwachsen, und kann somit geteilt werden.

Doch in Georgien war eine Trennung nicht möglich. Die Krankenhäuser dort sind unzureichend ausgestattet und es gibt für komplizierte Eingriffe dieser Art keine Spezialisten. Dennoch empfahlen die behandelnden Ärzte eine Trennung. Eine Angehörige aus Deutschland vermittelte den Kontakt in die Kölner Klinik für Kinderchirurgie. Für die Operationskosten  - rund 80.000 Euro – sammelte die Familiemit Hilfe von verschiedenen Hilfsorganisationen  Geld.

Dann die ernüchternde Mitteilung: ein Transport der Mädchen in einem Linienflugzeug war nicht möglich. Denn Tamari und Tebrole hätten gemeinsam auf dem Schoß ihrer Mutter Mariam sitzen müssen. Und das ist verboten. Jeder Erwachsene darf lediglich ein Kind auf dem Schoß mitreisen lassen – so lautet die Vorschrift. Ein Spezialtransport jedoch hätte mit mehr als 30.000 Euro zu Buche geschlagen.

Tamari und Tebrole nach der geglückten Operation © Tamari Bender

An dieser Stelle konnte Sternstunden helfen. Der Verein unterstützt bereits seit 1997 die Aktion Friedensdorf e.V. und finanziert Hilfsflüge für kranke und verletzte Kinder. Diese werden nach Deutschland geholt, wo sie behandelt werden und sich erholen können. Zweimal im Jahr fliegt der Charter die Tour Dushanbe – Kabul – Taschkent – Tiflis – Düsseldorf. Als Sternstunden bei Friedensdorf anrief, war der nächste Flug mit Zwischenstopp in Georgien bereits für neun Tage später geplant. Und an Bord war auch noch ein Plätzchen für Mutter Mariam, Tamari und Tebrole frei. Durch die Vermittlung von Sternstunden konnte Mariam mit ihren siamesischen Zwillingen am 19.08.2015 in Tiflis zusteigen und nach Düsseldorf fliegen, wo Tamari und Tebrole am 2. September in einer fünfstündigen Operation zwei eigenständige Leben bekamen.