Lehrwerkstatt für die vorberufliche Ausbildung hörgeschädigter Kinder

Wenn der Lehrer etwas sagt, klingt das für Sonam Dorji, als würde dieser sich ein dickes Tuch vor den Mund halten. Die 14-Jährige ist seit ihrer Geburt hörgeschädigt. Mit ihrem Lehrer und den anderen Kindern in der Klasse unterhält sie sich deshalb in Gebärdensprache. Denn Sonam ist auf einer ganz besonderen Internats-Schule, dem Wangsel Institut für hörgeschädigte Kinder in Drukgyel im Königreich Bhutan.

Projekt Steckbrief

ProjektdurchführungPro Bhutan e.V.

Carl-Keller-Weg 1 
79539 Lörrach

Aktionsjahr2014
OrtBhutan, Paro
Fördersumme237.300,00 €
© Foto: Pro Bhutan e.V.

Mit Hilfe der im Rahmen des Projekts in Bhutan entwickelten Gebärdensprache für die Landesprache Dzongka sowie Englisch und mit speziellen Lehrmitteln erhalten die Schülerinnen und Schüler, die in der Regel aus den ärmsten Schichten der Bevölkerung stammen, seither eine annähend normale Schulbildung. Inzwischen sind es fast 100 Kinder, die in diesem Institut eine Chance fürs Leben erhalten.

2005 hatte der damalige Erziehungsminister den deutschen gemeinnützigen Verein Pro Bhutan e.V. gebeten, bei dem Aufbau der ersten Spezialschule mit Wohnheimen für hörgeschädigte Kinder in Bhutan zu helfen. Mit Unterstützung von Sternstunden begann Pro Bhutan e.V. 2006 mit dem Bau der ersten Schulgebäude und Heime für das inzwischen sehr umfangreiche Projekt. Inzwischen besteht das Institut aus 4 Schulgebäuden, zwei Heimen für Jungen, das zweite für Mädchen ist im Bau und soll Ende 2016 eingeweiht werden.

Am 5. Dezember 2015 war wieder ein großer Tag für alle Beteiligten. Ihre Majestät Königin-Mutter Tshering Pem Wangchuck, Erziehungsminister Mingbo Dukpa und der Geschäftsführer von Pro Bhutan, Harald N. Nestroy, übergaben in einer von Würde und Fröhlichkeit geprägten Einweihungsfeier den Kindern und Lehrern die neue Lehrwerkstatt für vorberufliche Ausbildung in praktischen, nichtakademischen Berufen. Die Kinder können sich nun in den letzten beiden Schuljahren auf einen der Berufe wie Elektriker, Schreiner, Klempner, Koch, Bäcker, Schneider, Buchhalter vorbereiten. Das gilt für Jungen und Mädchen gleichermaßen.  

Nach dem Schulabschluss werden sie sich an einer der fünf Berufsschulen des Königreiches um eine praktische Berufsausbildung bewerben können. Bisher waren ihre die Chancen auf eine Lehrstelle gering. Denn die Plätze sind begehrt. Und die benachteiligten Jugendlichen stehen  im direkten Wettbewerb mit gesunden Kandidaten. Diese haben in der Regel bessere Aussichten. Doch mit der ab jetzt möglichen vorberuflichen Ausbildung in der Lehrwerkstatt  haben auch die Hörgeschädigten wesentlich höhere Chancen.

Sternstunden freut sich, den bhutanischen Kindern und Jugendlichen über die nun auch durch die vorberufliche Ausbildung gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit, erhöhte Eigenständigkeit, ein neues Selbstwertgefühl, neue Selbstsicherheit wesentlich positivere Zukunftsperspektiven für ein verhältnismäßig normales Leben als wertvolle Mitbürger der bhutanischen Gesellschaft zu verhelfen.  

© Foto: Pro Bhutan e.V.