Neubau eines Wohnbereichs für suchtmittelabhängige Mütter sowie Bau einer Tagesstätte für deren Kinder

Knapp drei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland wachsen in einem Haushalt auf, in dem ein Elternteil oder beide suchtkrank sind. Diese Mädchen und Jungen haben ein deutlich erhöhtes Risiko, später selbst abhängig zu werden oder eine psychische Erkrankung zu entwickeln. 

Projekt Steckbrief

ProjektdurchführungDeutscher Gemeinschafts-Diakonieverband GmbH

Stresemannstr. 22
35037 Marburg

Aktionsjahr2019
OrtOberfranken, Thurnau
Fördersumme1.000.000,00 €

Deshalb brauchen solche Familien maßgeschneiderte Unterstützungskonzepte auch für die Kinder, damit sie diesem Teufelskreis entkommen. Die Fachklinik Haus Immanuel im oberfränkischen Thurnau-Hutschdorf ist auf die Therapie von alkohol- und medikamentenabhängigen Frauen spezialisiert. Bei den gängigen Behandlungsmethoden liegt das Augenmerk allein auf den suchtkranken Menschen – ein System, in dem die Kinder aber völlig vergessen werden. Dabei leiden auch sie und haben ohne Hilfe von außen kaum eine Chance, sich normal zu entwickeln. Deshalb verfolgt die Einrichtung ein für Nordbayern einmaliges Konzept: Die Patientinnen können zusammen mit ihren Kindern im Haus wohnen. Gerade für alleinerziehende Mütter ist dies eine große Entlastung. Während sie ihre Therapie wahrnehmen, werden ihre Kinder vom Säuglingsalter bis zwölf Jahre im „Kindernest“ qualifiziert betreut. 

Im Zentrum unserer heilpädagogisch-therapeutischen Arbeit im "Kindernest" steht die gesamte Persönlichkeitsentwicklung des Kindes sowie eine positive Mutter-Kind-Beziehung.
Gotthard Lehner, Leiter der Fachklinik Haus Immanuel

Kinder, die über lange Zeit in unstabilen Verhältnissen aufgewachsen sind, lernen dort Verlässlichkeit, Struktur und Wertschätzung kennen. Ziel dabei ist es, die durch die Suchterkrankung gestörte Mutter-Kind-Beziehung zu bessern und so beiden wieder ein tragfähiges Miteinander zu ermöglichen. Sternstunden hat vor einigen Jahren mit der Finanzierung eines Umbaus geholfen, um die Mutter-Kind-Plätze entstehen zu lassen. Seit Eröffnung des „Kindernests“ wurde jedoch festgestellt, dass manche Frauen eine Betreuung über die gesetzlich geregelten 15 Wochen hinaus benötigen, um den therapeutischen Erfolg und die gewachsene Mutter-Kind-Beziehung nicht zu gefährden. Mithilfe von Sternstunden soll deshalb ein Nachsorgehaus entstehen. Bis zu fünf Jahre können die Mütter mit ihren Kindern dann in den neu erbauten zwölf Wohneinheiten bleiben. Auch das bestehende „Kindernest“ wird um zwei zusätzliche heilpädagogische Gruppen mit je acht Plätzen erweitert. Ziel ist es, dass sich sowohl Mütter als auch Kinder langfristig stabilisieren und in ein selbstbestimmtes und freies Leben zurückkehren können. Seit 2012 wurden über 400 Kinder im „Kindernest“ betreut, und mehr als 300 Mütter hatten die Möglichkeit, eine Entwöhnungsbehandlung anzutreten. Damit wird in Bayern eine Versorgungslücke geschlossen. 

© Foto: Deutscher Gemeinschafts-Diakonieverband GmbH