Zuflucht für vermeintliche Hexenkinder in Benin

Am 8. Februar berichteten Pater Auguste und Vertreter der Missionszentrale der Franziskaner e.V.  im Sternstundenbüro über die aktuelle Situation und Bauentwicklung des Kinderzentrums für Opfer ritueller Praktiken und Hexenkinder in Parakou, Benin.

(v.r.n.l.) Marianne Lüddeckens und Babett Theile-Ochel von Sternstunden überreichten im Sternstunden-Büro das Projektschild für das Kinderzentrum in Parakou an Franziskanerpater Auguste sowie Lisa Le Guen und Wolfgang Spohn-Haniel von der Missionszentrale der Franziskaner e.V.  (© Foto: Sternstunden)

Im französischsprachigen Land Benin in Westafrika ist Aberglaube weit verbreitet und somit auch die Angst vor sogenannten Hexenkindern. Bereits bei ihrer Geburt können Kinder als Hexerin oder Hexer stigmatisiert werden. Durch beschwerliche landwirtschaftliche Arbeit und Hausgeburten aufgrund von weit entfernten Entbindungsstationen gibt es diverse Komplikationen bei Geburten. Die Babys gelten dann als verhext, wenn sie vor dem neunten Schwangerschaftsmonat oder in Steißlage geboren werden. Ebenfalls als unheilbringend gelten Kinder, deren erster Zahn im Oberkiefer wächst oder deren Mutter bei der Geburt stirbt. Die Angst im Dorf ist dann groß, dass diese Kinder Unheil über die Gemeinschaft bringen. Sobald das Gerücht über ein Neugeborenes entsteht, beginnt der Albtraum: Das Kind wird von den Eltern geächtet und im schlimmsten Fall getötet. Zwar steht die rituelle Kindstötung im Land unter Strafe, doch die Umsetzung bleibt in vielen ländlichen Regionen schwierig.  Die Mutter entscheidet zudem nicht über das Schicksal des betroffenen Säuglings, sondern die Dorfältesten, beziehungsweise die Dorfgemeinschaft. Das Hexenkind wird dann heimlich vergiftet oder beim Tragen auf den Rücken mit zu fest geschnürtem Tuch erstickt.

Seit vielen Jahren betreibt Bruder Auguste aufklärerische Arbeit in den Dörfern im Norden Benins. (© Foto: Franciscains-Bénin)

Franziskanerpater Auguste Agounpké  gilt vor Ort schon als ‚Pater der Hexenkinder‘. Er macht die vermeintlichen Unglücksbringer ausfindig, rettet sie und bringt sie anschließend in Gastfamilien unter. Diese Inobhutnahme ist nicht ungefährlich. Der Geistliche setzt sich hin und wieder bedrohlichen Situationen aus. Bereits seit mehreren Jahren klären die Franziskaner die Bevölkerung im Norden Benins zu dem Thema auf. Doch neben der Bewusstseinsarbeit in den Dörfern soll nun auch ein Heim für diese verstoßenen Kinder entstehen. Sternstunden unterstützt mit 109.000 Euro die Finanzierung dieses Zentrums, das künftig neben Hexenkindern und deren Müttern, Kinder mit Behinderungen, Waisen und auch Straßenkinder aufnehmen soll. Der Bau ist bereits in Vorbereitung. Das Fundament wurde gelegt und die Ziegel für die Mauern gebrannt. Bald werden die ersten Kinder in dieser Zufluchtsstätte Schutz und eine schulische Ausbildung genießen können.

Der Bau des Kinderzentrums für Opfer ritueller Praktiken und Hexenkinder ist in vollem Gange. (© Foto: Franciscains-Bénin)

Meldung erstellt am: 05. März 2023