Schulmaterial für Kinder von wohnungslosen Frauen

Mehr als 70.000 Frauen sind in Deutschland obdachlos. Rund 2.000 von ihnen melden sich jährlich bei Karla 51 in München. Hier werden nicht nur die aufgenommen, die häusliche Gewalt erleben mussten - auch sucht- oder psychisch kranke Frauen können in der Erstaufnahmeeinrichtung der Wohnungslosenhilfe Unterschlupf finden.

Projekt Steckbrief

ProjektdurchführungEvangelisches Hilfswerk München gGmbH

Landshuter Allee 38 b
80637 München 

Aktionsjahr2014
OrtMünchen
Fördersumme3.000,00 €

Doch auch hier herrscht Platzmangel. Mehr als die Hälfte der Hilfesuchenden müssen die Mitarbeiterinnen des Evangelischen Hilfswerks München wieder wegschicken. Die, die bleiben können, finden für acht Wochen eine Unterkunft in der Clearingstelle. In dieser Zeit hilft Karla 51, das Leben zu sortieren: so wird der Anspruch auf Hartz IV oder ein mögliches Asylrecht geprüft, es gibt eine Schuldenberatung und die Wiederaufnahme in eine Krankenversicherung wird veranlasst. Dann werden die Frauen in eine andere soziale Einrichtung oder - in seltenen Fällen - eine eigene Wohnung vermittelt. "Es ist fast unmöglich, den Frauen eine eigene Wohnung zu vermitteln. Die Wohnungsnot in München ist groß, die sozialen Einrichtungen für wohnungslose Frauen sind aus diesem Grund überfüllt. Manche müssen ein ganzes Jahr bei uns bleiben, weil es keine Kapazitäten mehr gibt", so Isabel Schmidhuber, Leiterin von Karla 51.

Die stärkste Risikogruppe sind Alleinerziehende. Denn Frauen verdienen immer noch rund ein Viertel weniger als Männer, eine Wohnung im Ballungsraum ist für viele kaum finanzierbar. Das macht sich auch beim Evangelischen Hilfswerk bemerkbar. Seit der Gründung von Karla 51 vor rund 20 Jahren sieht Isabel Schmidhuber einen rasanten Anstieg obdachloser Kinder: "in den ersten zehn Jahren hatten wir jährlich fünf bis zehn Kinder in unserer Einrichtung. Mittlerweile kommen 50 bis 60 Kinder im Jahr zu uns." Für sie ist es besonders schwer. Neben oft traumatischen Erlebnissen, die sie verarbeiten müssen, leiden sie auch unter der Stigmatisierung von außen und der Beengtheit der Räumlichkeiten. Auf elf Quadratmetern müssen sie sich mit der Mutter und - wenn vorhanden - Geschwistern arrangieren. Hier wird geschlafen, gespielt und die Hausaufgaben gemacht. Auch Isabel Schmidhuber weiß um dieses Problem: "Wir haben hier nur einen kleinen Sandkasten im Hof und eine Spielecke in unserem Café. Schulkinder müssen die Hausaufgaben an ihrem Esstisch machen. Gerade die Größeren begreifen auch die Situation schon sehr gut und schämen sich vor ihren Freunden oder Klassenkameraden."

Dazu kommt: Schulmaterial ist teuer, viele Bücher werden nicht mehr gestellt, sondern müssen gekauft werden. Oft verlangen Schulen auch teure Markenprodukte bei Farbkästen oder Stiften. Geld, das die Mütter nicht aufbringen können. Deshalb finanziert Sternstunden bereits seit 2002 Schulmaterial für die Mädchen und Jungen, die vorübergehend in Karla 51 leben.