Verhinderung der weiblichen Genitalverstümmelung

Weibliche Genitalverstümmelung bedeutet für weltweit mehr als 200 Millionen Mädchen und Frauen unglaubliches Leid. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation werden jährlich bis zu drei Millionen Mädchen weltweit der „Female Genital Mutilation“ (FGM) unterzogen. 

Projekt Steckbrief

ProjektdurchführungAMREF Deutschland, Gesellschaft für Medizin und Forschung in Afrika e.V.

Frickastrasse 22
80639 München

Aktionsjahr2018
OrtTansania, Handeni
Fördersumme140.000,00 €
© Foto: AMREF Deutschland GmbH

Obwohl sie in den meisten Staaten der Erde strafbar ist, wird die Praktik noch heute in mehr als 30 Ländern durchgeführt. Unbeschnittene Mädchen werden aus der Gemeinschaft verstoßen und können von den Eltern nicht mehr verheiratet werden. Keine Heirat – kein Brautpreis. Sternstunden fördert seit Jahren Projekte gegen die weibliche Genitalverstümmelung – mit Erfolg.

Die Weltgesundheitsorganisation definiert vier verschiedene Typen der weiblichen Genitalverstümmelung. Diese reicht von der Entfernung der Klitoris (Typ 1), oft auch in Kombination mit der Entfernung der inneren Schamlippen (Typ 2), über die Abtrennung der gesamten äußeren Genitalien (Typ 3) bis hin zu anderweitigen, nicht zuzuordnenden Praktiken, die zum Einstechen, Einschneiden, Einreißen oder Vernarben der Klitoris führen (Typ 4). Im schlimmsten Fall wird anschließend die Vagina bis auf einen kleinen Spalt zugenäht. Sterile Bedingungen gibt es fast nie, eine Narkose sowieso nicht, die Kinder werden festgehalten, dann kommen Rasierklingen, Scherben oder auch scharfe, rostige Dosendeckel zum Einsatz. Die Beschneiderinnen verwenden ihre „Instrumente“ oft ein Leben lang, die Gefahr einer Ansteckung mit Krankheiten wie dem HI-Virus ist dadurch sehr groß.

Die gesundheitlichen Folgen sind, je nach Grad der Verstümmelung, gravierend. Rund 25 Prozent der betroffenen Mädchen und Frauen sterben gleich oder später an den Folgen von FGM, an heftigem Blutverlust, Infektionen oder Wundstarrkrampf. Massive dauerhafte Schmerzen haben fast alle, viele auch ein lebenslanges Trauma. Sexualität ist nie mit Vergnügen, sondern nur mit starken Schmerzen verbunden. Bei Geburten werden die Narben geöffnet, die Sterblichkeitsrate bei den Müttern und ihren Neugeborenen ist höher als normal. 

Durch die langjährige Arbeit von AMREF Health Afrika, vor allem durch die Verbesserung der Mutter-Kind-Versorgung, wurde in der einheimischen Bevölkerung, so auch beim Stamm der Massai in Kenia, eine starke Vertrauensbasis geschaffen. Über die gesundheitlichen Folgen und Risiken aufgeklärt, entschied sich das Nomadenvolk gegen die Fortführung der weiblichen Genitalverstümmelung. Gemeinsam mit AMREF entwickelten die Massai in den vergangenen zehn Jahren einen modernen Übergang in die Erwachsenenwelt, unter Wahrung der alten Riten, aber ohne die althergebrachte grausame Praxis.

Weil die Erfolge so wegweisend sind, werden diese neuen Übergangsriten nun auch bei den Massai in Tansania eingeführt – mit Unterstützung von Sternstunden. Auch dort kommt die Aufklärungsarbeit von AMREF gut an – immer mehr Mädchen dürfen ihre Initiation ohne massive Eingriffe erleben. Dadurch bleiben ihnen viele gesundheitliche Probleme erspart, und sie gehen nun auch regelmäßiger und länger zur Schule.

© Foto: AMREF Deutschland e.V.