Aufführung eines Präventionsstückes an bayerischen Förderschulen

Präventionsprojekte im Bereich Theater und Kunst sprechen Kinder direkt an, sensibilisieren, klären auf und zeigen Handlungsmöglichkeiten. Seit 2002 unterstützt Sternstunden Maßnahmen in diesem Bereich. Die präventive Theaterarbeit von Eukitea, ehemals Spielwerk Theater gGmbH, ist so ein Beispiel. Das Stück "Mein Körper ist mein Freund" macht Kinder stark und bringt ihnen bei, sich selbst, ihr eigenes Gefühl und Warnsignale wahrzunehmen.

Projekt Steckbrief

ProjektdurchführungTheater Eukitea gGmbH

Lindenstr. 18b
86420 Diedorf

Aktionsjahr2004
OrtDiedorf
Fördersumme35.000,00 €

Sie sollen lernen, Gefahr zu erspüren, weil die Folgen nie wieder wirklich gutzumachen sind. Pro Jahr werden in Deutschland rund 19 000 Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern unter 14 angezeigt. Dunkelziffer – 10- bis 20-mal höher. Seit mehr als zehn Jahren ist das Ensemble des Theaters Eukitea gGmbH aus Diedorf im Landkreis Augsburg in Deutschlands Schulen unterwegs, mit einem Stück, das Kinder wach und wachsam machen soll. "Mein Körper ist mein Freund", da werden die Themen Missbrauch und Grenzüberschreitung ganz behutsam und kindgerecht thematisiert, ohne zu ängstigen. Lösungen und ein weiterführendes pädagogisches Begleitprogramm für Lehrer, Eltern und Schüler werden angeboten, um die Wirkung nachhaltig zu vertiefen. 
 
Das Stück spricht Kinder zwischen sechs und zehn Jahren an, da sind als Hauptfiguren Lea und Sven, zwei Kinder, die sich unterhalten. Die erwachsenen Schauspieler schlüpfen in diese Rollen, ohne dass es peinlich wirkt oder aufgesetzt, nach wenigen Minuten bereits identifizieren sich die Schüler mit den beiden Freunden auf der Bühne. Sie sind aufmerksam und gehen mit, lachen und haben Spaß. Und, da ist etwa ein Erkennen zu spüren, wenn es zum Beispiel darum geht, Geheimnisse zu wahren. Mit Lea und Sven beginnen die Schüler zu verstehen, dass es gute Geheimnisse gibt, die es zu hüten gilt, und ganz dunkle. Das sind die, die ihnen aufgezwungen werden, bei denen sie sich unwohl fühlen, die sie verraten dürfen und müssen, um sich selbst zu schützen. Da spielt ein Bühnenkind noch fröhlich mit dem Onkel und setzt sich völlig unbefangen auf seinen Schoß – bis dessen Hand zwischen seine Beine greift. Es ist ein intuitives Begreifen, die Unbefangenheit ist verschwunden. Das Mädchen aus dem Stück vertraut sich ihrem Vater an.

Kinderleben – fröhlich und unbeschwert –, das ist die Voraussetzung für ein gesundes Aufwachsen. Sicherheit, die in einem einzigen Moment kippen kann, dann, wenn Grenzen massiv überschritten oder Kinder missbraucht werden. "Mein Körper ist mein Freund" wurde, begleitet von Fachfrauen des Münchner Stadtjugendamtes, 2001 entwickelt und ist weit mehr als ein Theaterstück für Kinder. Eine fachpädagogisch geleitete Abendveranstaltung macht Lehrer und Eltern sensibel für die Thematik, schult sie im Umgang mit Fragen etwa, die von Kindern kommen, mit Verdachtsmomenten, hilft sexuellen Missbrauch von Kindern zu erkennen und Hilfe zu holen. Im Anschluss an die Aufführung vor den Schülern gibt es auch für diese eine pädagogische Nachbearbeitung. Immer wieder kommt es während des Stücks und später zu Reaktionen von Kindern, die auf eine Missbrauchsproblematik hinweisen, oder Kinder vertrauen sich direkt an.

Lea und Sven besprechen zum Beispiel auch, wie man Eltern zum Zuhören bewegen kann. Die Geschichten sind wie ein Spiegel, da geht es vor allem um das Deuten von unbestimmtem Unwohlsein, um Druck und Drohungen. Zu etwa 80 Prozent kommen die Täter aus dem sozialen Umfeld der Kinder. Als der Fußballtrainer Peter in die Dusche begleiten will, da sagt der Junge auf der Bühne NEIN. Das macht Mut, klärt auf, und die Schüler erfahren überdies, dass auch Buben betroffen sein können und dass es in jedem Fall Hilfe gibt. Aufgeklärte, starke Kinder können sich eher schützen und mitteilen.

"Mein Körper, der ist mein Freund, ganz egal ob er lacht oder weint … Er kann rennen, schreien, schwimmen, tauchen, Fahrrad fahren, klettern, raufen … Wenn mein Magen sich zuzieht, mir was nicht gefällt, dann sag ich Nein, Stopp, was soll das?" Es ist nicht nur dieser Refrain des Liedes zum Stück, der noch lange nachhallt.